Befahrung Schmid-Schacht 2022
Befahrung des Schmid-Schachtes 2022:
Am 19.04.2022 fand eine Befahrung des Schmid-Schachtes zur Erkundung der Abflussverhältnisse des Schlüsselstollens im Bereich des Bolzeschachtes statt. Die Ermittlung der hydraulischen Grubenwasser-Verhältnisse sind die Basis für die Bewertung einer effektiven geothermischen Nutzung. Ausserdem sollten die in einer vorangegangenen Befahrung entdeckten paläontologischen Spuren im Rotliegendsandstein kartiert und genauer dokumentiert werden.
Teilnehmer der Befahrung:
Th. Wäsche (Filmautor, Wettelrode) und Elster (Guides) / Dr. B.-C. Ehling, G.-W. Thauer, Heider, Seidemann ( LAGB) / Schneider, Fensl (Schmid-Schacht) / Rülke (LMBV) / S. Kreisel (RBFK).
Befahrungs-Route / Dauer:
Einfahrt W-Schacht Wimmelburg / Gezeugestrecke 1 / Froschmühlenstollen bis Abzweig Flaches zum Bolze-Schacht / 11 Stunden
Ergebnisse:
Knapp unterhalb des Füllorts des Bolze-Schachtes befindet sich ein Überlauf der sich in der Mansfelder Mulde ansammelnden Grubenwässer. Dieser Überlauf ist sozusagen „aktiv“ (im Gegensatz zu den weiter stollenaufwärts befindlichen Überläufen) und führt das Wasser dort in den Schlüsselstollen ein. Aus Richtung Helbra war kein Zufluss messbar, dort „steht“ das Wasser im Stollen.
Der Wasserzufluss wurde nicht bemessen, ist aber erheblich. Grob geschätzte Mengte 3-4 m³/min. Wasserprobe wurde entnommen. Dort wird auch das neutralisierte Wasser aus dem Bereich Teich 10 (Deponie Theisenschlämme) über ein Rohrsystem eingeleitet. Diese Rohre befinden sich nicht in der Schachtröhre, sondern ca. 20 m östlich davon, im Bereich Überfluss Mulde / Einleitung in Schlüsselstollen. Dort wurde auch ein größerer Hohlraum geschaffen (ca. 8 x 30 m), der sich für den Einbau eines Wärmeübertragers eignen würde.
Zur Geschichte des Schmid-Schachtes:
Namensgeber: Carl Friedrich Schmid (01.05.1790 – 01.09.1845) war Lehrer an der Bergschule Eisleben sowie Hüttenmeister und überdies Vorsteher der Mansfelder Rohhütten. Ein Teller des Kerßenbrockschen Porzellan Services ist mit einer Abbildung des Schmid-Schachtes versehen:
- 1844 – Teufen des Schmid-Schachtes im Kuxberger Revier.
- 1846 – Teufquerschnitt: 2,50 mal 4,40 m / bei 184,0 m Endteufe das Kupferschieferflöz erreicht.
- 1849 – Anbindung des Schmid-Schachtes unter Tage an den Schlüsselstollen.
- 1949 – Erhebliche Wasserprobleme durch Wasserzuflüsse beim Abteufen —> Heben des Wassers auf Froschmühlenstolln-Niveau mittels Gestängepumpen mit Dampfantrieb über Tage.
- 18.05.1851 – Die bis zu diesem Zeitpunkt tiefste Mansfeldische Schachtanlage wurde über die Region hinaus bekannt durch das erstmalige zusätzliche Anhängen einer Fahrkunst an die Dampffördermaschine. Eine Kommission unter der Leitung des Bergrates Bolze und des Geschworenen Ziervogel nahm diese neue, maschinell betriebene Fahrkunst am 01. Mai 1851 ab, indem sie noch in üblicher Weise durch Klettern auf Leitern in den Schacht einfuhren und zur Ausfahrt bereits die Trittbretter der maschinellen Fahrkunst nutzten. 37 an zwei Stahlseilen hängende Ruhebühnen in ständiger Auf- und Abbewegung ermöglichten durch wechselseitiges Übertreten von Bühne zu Bühne den Auf- und damit auch den Abstieg im Schacht. Das bedeutete technischer Weltstand in der Personenförderung im Bergbau, die erste Mansfelder Fahrkunst.
- 1864 – Ende der Erzförderung mit der Inbetriebnahme des Ernst-Schachtes (Walter-Schneider-Schacht).
- In der Folgezeit diente der Schacht der Wasserhaltung und Wasserversorgung bzw. als Wetterschacht.
- Die Pumpstation des Schmid-Schachtes versorgte über Jahrzehnte die Koch-Hütte (August-Bebel-Hütte) in Helbra.
- Brauchwasser wurde bis 1992 gehoben.
- 2006 – Der Schmid-Schacht wird als Befahrungs-, Wetter- und Wasserhaltungs-Schacht nach Prüfung endgültig aufgegeben.
- In einer Teufe von 51,5 m wird eine massive Plombe eingebracht und die Schachtröhre mit Kupferschlacke verfüllt.