THEISENSCHLAMM

Bei dem pyrometallurgischen Verfahren der Kupferschieferverhüttung im Mansfeld Prozess mussten die in den Abgasen enthaltenen staubförmigen Reststoffe durch Filterung von den Abgasen getrennt und im Fortgang der technologischen Prozesse einer Weiterverarbeitung zugeführt werden.


Die Hauptmenge an Staub wurde aus dem Rohgas beim Schachtofenprozesses durch einen von Eduard Theisen 1904 entwickelten Wäscher ausgewaschen. Daher die Bezeichnung Theisenschlamm für diesen Reststoff.

Dieser Theisenschlamm bildete ab 1912 in der Bleihütte Hettstedt nach technologischer Behandlung in Wälzöfen zu einem Klinker die Grundlage für die Herstellung von Zinksulfat, Rhenium, Thallium, Germanium und Cadmium (Bleihüttenprozess).

Als wegen der starken Auserzung des Kupferschiefers die Gehalte an Blei, Zink und Silber im Theisenschlamm sanken, wurde bereits 1978 die Bleihütte geschlossen. Damit war eine Aufbereitung der täglich ca. 45 t im Rohhüttenprozess anfallenden Theisenschlämme technologisch beendet. Die wirtschaftlich interessanten Rückstände der Verhüttung mussten aufgehaldet bzw. deponiert werden.

Der Theisenschlamm wurde zunächst auf dem Betriebsgeländer Bleihütte gelagert, in sogenannten Trockenbecken eingespült und bis zur Beendigung der Hüttenprozesse im technologischen Kreislauf kontinuierlich aufgearbeitet. Diese Abläufe waren 1990 beendet worden, denn der Mansfelder Kupferbergbau wurde 1990 aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt, am 10. August 1990 die letzte Schicht im Sangerhäuser Revier verfahren und am 10. September 1990 – nachdem die Erzbereitstellung vollkommen beendet war – der letzte Schachtofen-Abstich auf der Rohhütte in Helbra getätigt.

Um der Gefahr einer Windverfrachtung des zwischengelagerten Theisenschlamms entgegen zu wirken, wurden die Trockenbecken (ca. 40.000 m2) im Herbst 1991 mit einer Vliesdecke die durch die GSG – Gesellschaft für Sanierung und Gesamtstrukturentwicklung Gemeinnützige Umweltsanierungsgesellschaft Mansfelder Land mbH abgedeckt.

Auf der Grundlage eines Programmes zur ökologischen Sicherung des Theisenschlammes erfolgte durch die GSG bis 1993 eine zentrale Einlagerung des Theisenschlammes (ca. 230.000 t) auf dem Gelände der ehemaligen Rohhütte Helbra in der Deponie „Teich 10“.

Vielfältige wissenschaftliche Untersuchungen sind die Basis für die Notwendigkeit und Möglichkeit, den Theisenschlamm über eine wirtschaftliche und ökologische Verwertung aufzuarbeiten, die darin enthaltenen Wertmetalle zurückzugewinnen. Entsprechende Handlungsempfehlungen Politik und Wirtschaft wurden erarbeitet.


Handbuch Theisenschlamm

Verfasser: Lutz Koch, Horst Zobel

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